Studierende für eine nachhaltige Finanzwelt

Ein Gastbeitrag von oikos Graz


GLOBALE HERAUSFORDERUNGEN

Längere Hitzeperioden, steigender Meeresspiegel, zunehmend verschmutze Meere, Abholzung des Regenwaldes: dies sind nur wenige der globalen Herausforderungen, denen sich die Menschheit in den kommenden Jahrzehnten stellen muss. Die Antworten darauf beziehen sich meist auf eine Reduktion von Treibhausgasen, einem bewussteren Umgang mit Ressourcen oder der regionalen Kreislaufwirtschaft.

Gerade die aktivistische Jugend setzt sich sehr für eine breite Aufklärung der Gesellschaft ein und nimmt Wirtschaft sowie Politik in die Verantwortung. Flugreisen zu reduzieren, weniger Fleisch zu konsumieren oder Wasser bei der täglichen Dusche zu sparen - das alles sind weitgehend bekannte Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und für mehr Nachhaltigkeit. Was viele nicht wissen: aktuelle Berechnungen zeigen, dass die Verlagerung von Erspartem in nachhaltige Fonds sogar 27-mal effizienter sein kann als die genannten Möglichkeiten den CO2-Fußabdruck zu verringern. Eine Perspektive, die daher immer weiter an Bedeutung gewinnt, ist Sustainable Finance - also eine nachhaltige Finanzwirtschaft.

WAS BEDEUTET EIGENTLICH NACHHALTIGES INVESTIEREN?

Sustainable Finance bedeutet, die Aspekte der Nachhaltigkeit in alle Produkte und Angebote des Finanzsektors einzubeziehen. Wichtig ist, nicht nur eine möglichst hohe Rendite, sondern auch welche Auswirkungen die Finanzierung auf Umwelt und Gesellschaft hat.

Für viele Bankkunden*innen ist ungewiss, in welche Projekte und Unternehmen ihre Bank das Ersparte investiert. Dabei könnte dieses Geld die Abholzung des Regenwaldes mitfinanzieren, in die Waffenindustrie oder an Ölkonzerne fließen und dadurch den Klimawandel weiter vorantreiben. Nur wenige Banken in Österreich bieten derzeit transparente, ökologische und soziale Finanzierungsmöglichkeiten an.

ORGANISATIONEN UND INITIATIVEN IN DER NACHHALTIGEN FINANZSZENE

Wir, von oikos Graz, einer Studierendenorganisation, die sich für nachhaltiges Wirtschaften und verantwortungsvolles Management einsetzt, hat sich im Rahmen einer Online-Kampagne und Vorträgen näher mit dem Thema Sustainable Finance auseinandergesetzt. Dabei wurden nachhaltige Banken und Finanzdienstleister sowie (internationale) Initiativen, die einen nachhaltigen Finanzsektor vorantreiben, vorgestellt.

Einige nachhaltige Banken existieren schon seit vielen Jahren, wie zum Beispiel die GLS Bank, die Triodos Bank oder die Umweltbank. Aber auch junge Unternehmen wie das Fin-Tech Start-up Tomorrow überzeugt besonders jüngere Generationen, ein nachhaltiges Konto zu eröffnen. In Österreich bietet zudem die Genossenschaft für Gemeinwohl in Partnerschaft mit der Raiffeisenbank ein nachhaltiges Girokonto an.

Doch nicht nur Banken tragen zu einem nachhaltigen Finanzsektor bei, auch weitere Unternehmen wie CLEANVEST, bettervest und Green Rocket treiben einen positiven Wandel voran, um mehr Transparenz im Finanzsektor zu schaffen.

Als Individuum oder Organisation gibt es zudem die Möglichkeit Teil der Bewegung #mymoneymyplanet zu werden und die eigene Bank mit der Frage zu konfrontieren, welche Projekte mit deinem Geld finanziert werden.

Andere Initiativen, wie der Dachverband kritischer Aktionäre und seine Mitgliedsorganisation Urgewald verfolgen eine etwas andere Strategie, um den Finanzsektor nachhaltig und transparent zu gestalten. Als Aktionär*in hat man die Möglichkeit seine Stimmrechte an den Dachverband zu übertragen, sodass dieser an der Jahreshauptversammlung von Aktiengesellschaften teilnehmen und die Konzernleitung mit kritischen Fragen konfrontieren kann.

NACHHALTIGKEITSGEDANKE DER JUNGEN GENERATION

Für junge Generationen ist es wichtig, wo ihr gespartes Geld auf dem Bankkonto landet und welche Unternehmen bzw. welche Projekte durch Finanzierungen ihrer Bank unterstützt werden. Laut einer im Jahr 2018 von Schroders durchgeführten Umfrage geht hervor, dass Menschen zwischen 18 und 44 Jahren ihren CO2-Fußabdruck signifikant häufiger berücksichtigen als Personen ab 65 Jahren. Jede/jeder zweite der 18 bis 34-Jährigen investiert Geld in Finanzanlagen, die nachhaltige Faktoren integrieren. Die Forderung nach nachhaltigem und umweltfreundlichem Investieren entspricht der Sichtweise einer Vielzahl an Menschen, die neu oder erst seit kurzem am Arbeitsmarkt tätig sind.

Jedoch entschließt sich laut einer Umfrage von EY nur eine/einer aus zehn Bankkunden aus der Gesamtbevölkerung für ein nachhaltiges Finanzprodukt. Gründe hierfür sind fehlende Aufklärung bzw. ein zu geringes Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten.

NACHHALTIGER FINANZSEKTOR AUS DER PERSPEKTIVE VON STUDIERENDEN

Aus Sicht von Studierenden scheint der Finanzsektor sowie seine Möglichkeiten weniger attraktiv und vielmehr eine lästige Angelegenheit, sodass der Zugang zu einem effektiven Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung oft verwehrt bleibt. Als Studierendenorganisation ist es daher unter anderem unser Ziel, spannende Vorträge, Workshops und Veranstaltungen zu organisieren, um unsere Mitstudierende für das Thema zu sensibilisieren und ihnen die Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie einen nachhaltigen Finanzsektor mitgestalten können.

Als Studierende haben wir uns gefragt, was wir von einem nachhaltigem Finanzsektor erwarten und mit welchen Methoden wir junge Menschen dazu bringen, nachhaltig zu investieren. Transparenz und Nachverfolgung des Impacts sowie der Zugang zum Bankwesen für alle Geschäftsgruppen sind nur wenige Aspekte, die wir für essentiell betrachten. Zudem ist es wichtig, Studierenden aufzuzeigen, dass nachhaltiges Investieren mit einem „Studierenden-Budget“ möglich ist und einen zeitgemäßen Zugang zu nachhaltigen Finanzprodukten zu bieten.

Die Mitglieder von oikos Graz sind sich sicher: Sustainable Finance wird in Zukunft ein Schlüsselaspekt in der Eindämmung des Klimawandels sein und wird die Finanzindustrie stark beeinflussen. Studierende können dazu beitragen, den Übergang zu einer nachhaltigen und umweltbedachten Wirtschaft zu unterstützen.

ÜBER OIKOS GRAZ

oikos Graz ist Teil des internationalen oikos Netzwerks, welches mehr als 50 Ortsgruppen in 3 Kontinenten umfasst. Als Studierendenverein setzt sich oikos dafür ein, Nachhaltigkeit stärker in Wirtschaft und Management sowie in der universitären Lehre zu integrieren.

Weitere Informationen


https://oikos-international.org/

https://www.facebook.com/oikos.graz

https://www.instagram.com/oikosgraz/

Quellen


https://www.nordea.com/Images/33-282871/Sustainable%20Finance%20at%20Nordea.pdf

https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/qanda_19_6116

https://www.schroders.com/en/insights/global-investor-study/2018-findings/sustainability/

https://www.ey.com/de_at/financial-services/hat-sustainable-finance-das-potenzial-die-welt-zu-aendern



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