Artenschutz - ein vergessenes Thema

Der Amazonas brennt, während die Bienen hierzulande die Spätsommerblüten besuchen.

Diversity Lost

In unserem Erdzeitalter, das von Wissenschaftlern den passenden Namen Anthropozän erhalten hat, sind wir Menschen der maßgebliche Antrieb für Veränderungen in unserer natürlichen Umwelt. Veränderungen, die leider allzu oft ins Negative führen. So auch im Fall globaler Biodiversität oder Artenvielfalt.

Einige aktuelle Zahlen verdeutlichen die Entwicklung:

  • Globale Aussterberaten liegen heute 10-100mal über dem Durschnitt der letzten 10 Millionen Jahre.
  • 1 Million der geschätzten 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten, die es auf unserem Planeten gibt, sind vom Aussterben bedroht, viele davon im Laufe der nächsten Jahrzehnte.
  • Bis heute wurden 75% aller Landökosysteme durch die Einwirkung des Menschen schwerwiegend verändert.
  • Über 55% der globalen Meeresfläche wird industriell befischt.
  • Seit 1992 hat eine Verdopplung der urbanen, versiegelten Flächen stattgefunden.
  • Seit 1980 ist die Verschmutzung durch Plastikmüll um das 10fache gestiegen.
  • Über 75% der weltweiten Nahrungsmittelproduktion sind auf die Bestäubungsleistung von Tieren angewiesen.

Wir stehen am Rande eines Massenaussterbens, des Sechsten in der Geschichte des Planeten (das Fünfte löschte vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier aus). Der rapide Verlust von Arten bedingt Veränderungen in Ökosystemen, die die Lebensgrundlage für uns Menschen darstellen. Nur wenn sie funktionieren können sie uns mit Trinkwasser, Nahrung, sauberer Luft, Medizin, und nicht zu vergessen Wohlbefinden versorgen. Wie sich die Veränderungen auswirken werden ist nur schwer vorauszusagen. Fakt ist aber, dass wir den sicheren Rahmen, den eine ausreichende Artenvielfalt gewährt, bereits gesprengt haben.

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Grafik: J. Lokrantz/Azote based on Steffen et al. 2015

Und Jetzt?

Durch die Anstrengungen hunderter Wissenschaftler ist es 2019 mit dem über 1500 Seiten langen Bericht der Intergovernmental Platform on Biodiverstiy and Ecosystem Services (IPBES) erstmals gelungen die Integrität der Biosphäre auf globalem Niveau zu messen. Einige der erschreckenden Ergebnisse des Berichts wurden oben bereits angeführt.

Die Fakten liegen auf dem Tisch und noch ist es nicht zu spät. Ein transformativer Systemwandel kann viele der negativen Entwicklungen abschwächen oder aufhalten. Dafür braucht es allerdings ein Umdenken in der Politik, der Industrie und nicht zuletzt in unserem Konsumverhalten und generell unserer Einstellung gegenüber unserer natürlichen Lebenswelt.

Wir können politische VertreterInnen wählen, denen Artenschutz ein Anliegen ist. Wir können Petitionen unterschreiben und für den Umweltschutz spenden. Wir können das Thema zum Gespräch machen, in unseren Familien, unserem Freundeskreis und den sozialen Medien. Wir können im Supermarkt zu biologischen Nahrungsmitteln greifen. Wir können Fonds kaufen, die nicht in Unternehmen investieren, welche durch ihre Operationen vom Aussterben bedrohte Arten gefährden.

Genauso wichtig aber ist, dass wir hinausgehen in die Natur und unsere Augen öffnen. Dass wir uns ansehen, was wir schützen wollen. Dass wir es unseren Kindern und unseren Eltern näherbringen.

Bereits 1984 formulierte der Biologe E.O. Wilson die Biophilie-Hypothese, die besagt, dass dem Menschen eine evolutionär bedingte „angeborene Tendenz sich auf Leben und lebensähnliche Prozesse zu fokussieren“ innewohnt. Eine intakte Beziehung zur Natur scheint auch eine Voraussetzung für unsere psychologische Gesundheit zu sein.

Natur kann man sich nachhause holen, auch in der Stadt. Töpfe bepflanzt mit Rosmarin, Oregano, Salbei, Thymian oder Lavendel am Balkon oder Fensterbrett versorgen nicht nur mit Gewürzkräutern, sondern in der warmen Jahreszeit vielleicht sogar die ein oder andere Biene mit Pollen.

Die Biosphäre umgibt uns, egal wo wir uns auf diesem Planeten aufhalten. Sie ist unser aller gemeinsames und einziges Zuhause.

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© Pixabay / James Lee